Städtebaulicher Wettbewerb «aer» Neuperlach, München

München

2-stufiger Wettbewerb
Stufe 1, Städtebau
2. Preis, weiterbeauftragt für Stufe 2

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Das Projekt “aer” liegt in Neuperlach, einem Stadterweiterungsprojekt aus den 1960er Jahren im Süd-Osten Münchens und an der Nahtstelle ganz unterschiedlicher, stadtprägender Elemente. Als Bestand erstreckt sich der ehemalige Sitz der Allianz über zwei grossformatige Bürobauten: Das Haus 2 im Westen wird aktuell saniert und soll weiterhin als Gewerbebau genutzt werden, das Haus 1 und sein 5-fingriger Bestand (aktuell mit Zwischenutzungen bespielt) soll nun zu einem gemischten Quartier transformiert werden. Zu diesem Zweck lancierte die neue Eigentümerin ein mehrstufiges, ko-kreatives Verfahren mit internationalen Architekturbüros, die den Bestand sinnvoll erhalten und neben gewerblichen Nutzungen auf diesem Areal auch ein kulturelles Programm sowie Wohnraum unterbringen.

Neuperlach aktivieren
Die modernistische Entlastungsstadt Neuperlach ist heute eines der grünsten Quartiere von München. Die bekannten Probleme der modernistischen Stadtplanung bergen aber gleichzeitig auch Chancen für die Weiterentwicklung von Sozialräumen und Klimaresilienz. Der überdimensionierte Strassenraum der Albert-Schweitzerstrasse lässt sich entsiegeln und zu einem grünen Band transformieren, das ganz Neuperlach als Rückrat zusammenbindet. Die Aufenthaltsmöglichkeiten und Erdgeschossbelebungen finden dabei an gezielten, lateralen Platzfiguren statt. (nach Vorbild des Hanns-Seidel Platzes). Der ehemals monofunktionale und hermetische Stadtblock “aer” befindet sich an einem solchen Knotenpunkt und soll sich vor allem hier zum Stadtraum hin öffnen.

Den Bestand erhalten
Der gewünschte Nutzungsanteil des Büros, das geringe Alter und hohe Qualität des Gebäudes sowie die enorme Menge an bereits verbauter, grauer Energie sprechen für einen grösstmöglichen Erhalt des Bestands. Die geschlossene Form wird im Erdgeschoss so geöffnet, dass Verbindungen zum Freiraum entstehen; die publikumsorientierten Nutzungen orientieren sich zur Platzfigur und verschieben das Zentrum des Areals zum öffentlichen Stadtraum. Die Höfe werden zu nutzbaren Freiflächen für die Gemeinschaft. Um die bestehenden Bürogeschosse für zeitgenössische Arbeitswelten umnutzen zu können, wird ihre Zellen- und Sackgassenstruktur aufgebrochen: offen gestaltete Bürofinger werden nun über Brücken (Loops) in den Höfe miteinander verbunden und schaffen so eine Vielzahl an Nutzungskonfigurationen.

Additiv Weiterbauen
Der Bestand wird um einem Leichtbau aus fünf Geschossen aufgestockt, welcher eine Gegenform zum ausgreifenden Bürobau bildet. So entsteht eine natürliche Abschirmung zum lärmbelasteten Kontext und eine hoch attraktive Binnenwelt auf dem Dach. Die Höhe über dem Bestand erlaubt optimale Belichtung und Weitblick, typologische Vielfalt und die klare, vertikale Trennung von Wohnen und Arbeiten. Ein Hochpunkt akzentuiert die Mitte des Stadtbausteins “aer” und zieht die Nutzer*innen ins Mikroquartier. Als “urban connector” vermittlet er zwischen den Niveaus der Strasse und des Plateaus und bietet im Erdgeschoss wichtige publikumsorientierte Nutzungen am Platz.

Strukturerhalt im Überblick
Die maximale Lebensdauer des Bestandes ist noch lange nicht erreicht. Der grösstmögliche Erhalt der Strukturen leistet den höchsten Beitrag an die Nachhaltigkeit. Die Tragwerke sollen ganzheitlich erhalten, die Reserven aktiviert und intelligent weiterentwickelt werden. Nur dort, wo es für die Erhaltung und Verstärkung nötig ist, sind präzise gewählte Eingriffe in die Bausubstanz vorgesehen. Diese Strategie reduziert nicht zuletzt auch die Investitionskosten.

Auftraggeberin: Hines Immobilien GmbH, München
Freiraumplanung: S2L Landschaftarchitekten, Zürich
Verkehr: Dr. Deuring + Oehninger AG, Winterthur

Schwarzplan Schwarzplan
Städtebauliche Situation Städtebauliche Situation
Klimaschnitt Klimaschnitt
Schnitt A Schnitt A
Schnitt B Schnitt B
Piktogramm Tragwerk Piktogramm Tragwerk
Piktogramme Konzept Piktogramme Konzept
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