«Fritz District» München-Neuperlach, München

München

2022: Wettbewerb, Phase 1 Städtebau, 2. Preis
2023: Kooperatives Werkstattverfahren, Phase 2, Baufeld 7+8

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Den von Hines Real Estate und der Stadt München ausgelobten städtebaulichen Wettbewerb zur Umgestaltung und Erweiterung eines großen, leerstehenden Bürogebäudes in München konnten Site Practice und ZUS (Amsterdam/Mumbai, Rotterdam) Ende letzten Jahres für sich entscheiden. In den vergangenen sechs Monaten wurde der Entwurf in einem kooperativen Werkstattverfahren mit pool Architekten (Zürich), ROBERTNEUN™(Berlin) und MAD Arkitekter (Oslo) sowie unter Beteiligung der Stadt München, Anwohnern, Experten und der Bauherrschaft zu einem anspruchsvollen Vorentwurf weiterentwickelt. Durch Weiterbauen, An- und Aufbauen, Anhängen und Danebenstellen wird die Großform in den “Fritz Distrikt”, als ein gemischt genutztes, nachhaltiges Stadtquartier (75.000 m2) verwandelt. Das Ergebnis der intensiven Zusammenarbeit ist ein Entwurf, der durch eine abwechslungsreiche Komposition aus Bestandsstrukturen in Kombination mit Ergänzungen überzeugt. Gleichzeitig entsteht ein vielfältiger öffentlicher Raum, welcher in fünf Höfe gegliedert ist, die jeweils einen anderen Aspekt des Stadtteils aufgreifen. Außerdem zeichnet sich das Konzept durch eine radikale Wiederverwendung von Materialien des bestehenden Bürogebäudes aus.

Fritz District
Das Gebäude aus den 1970er Jahren wird durch gezielte Eingriffe und möglichst wenig Rückbau in ein multifunktionales und urbanes 3D-Viertel verwandelt. Die verbliebenen sieben Baukörper werden zu zeitgemäßen Bauvolumen erweitert. Diesem Ensemble werden zwei Neubauten hinzugefügt, sodass eine abwechslungsreiche Komposition aus Gebäuden, Plätzen, Gassen, Höfen, Parks und (Dach-)Terrassen entsteht. Durch die Vielfalt und Vielschichtigkeit wird somit ein abwechslungsreiches Programm geboten.
Der ehemals introvertierte Bürokomplex überzeugt in seiner neuen Gestalt aus mehreren Einzel-Gebäuden als gemischter, urbaner 18-Stunden-Mikrokosmos. Das Fritz-Quartier trägt mit seiner hohen städtebaulichen Dichte zur Belebung Neuperlachs bei und fördert die Aktivierung des geplanten urbanen Boulevards, welcher östlich des Plangebiets entstehen soll. Hier befindet sich auch die Zufahrt zum zentralen Fahrradparkhaus des neuen Areals. Auf der Nordseite wird auf den eventuellen Rückbau der Schnellstraße reagiert, indem ein qualitativer Raum in Verbindung mit einem Sportpark in direkter Verbindung zum Quartier angestrebt wird.

Arkaden, Höfe und Gassen
Der öffentliche Raum, welcher als Pendant zur Bebauung fungiert, wird von fünf Höfen dominiert, welche jeweils einen eigenen Schwerpunkt des Viertels verkörpern. Das Herzstück bildet der “Marktplatz”, an dem überdachte Freibereiche angegliedert sind. Im geschützten südlichen Hof finden Natur und Spielaktivitäten Raum. In direkter Nähe zum östlichen Eingang entsteht die “Makers Plaza”, ein Ort für lokale Initiativen. Im nördlichen Bereich sind der “Secret Garden” und der “Kult-Hof” verortet, die Platz für städtische Natur und spontane Events wie ein Freiluftkino bieten. Die Höfe sind durch eine Kombination aus Gassen und Verbindungen miteinander vernetzt. Die Sockelgeschosse der einzelnen Gebäude sorgen für den lebendigen Charakter des urbanen Mikrokosmos und beherbergen lokale Initiativen, wie beispielsweise die bereits bestehende “Community Kitchen”. Alle Gebäude ermöglichen einen sanften Übergang von außen nach innen, indem sie über Arkaden am Eingangsbereich verfügen.

Radikale Wiederverwendung
Es war nicht nur das Ziel, die Bausubstanz an sich weitestgehend zu erhalten, sondern auch möglichst viele Materialien, wie beispielsweise die Steinverkleidung und die Fensterrahmen einer erneuten Verwendung vorzusehen. Die neuen Strukturen werden als hybride Holzkonstruktionen ausgebildet, um den CO2- Fußabdruck möglichst gering zu halten. In Zusammenarbeit des Architekten-Kollektivs wurde außerdem ein Katalog ausgearbeitet, in welchem die wesentlichen Materialien und Merkmale des Gebäudes festgehalten sind und welcher als Grundlage für die Entwürfe fungierte. Der ursprüngliche Fußabdruck des Bestandsgebäudes bleibt im Außenbereich sichtbar und bildet eine Erinnerung an Vergangenes.

Gesamtkunstwerk
In intensiver Zusammenarbeit - und inspiriert vom Bauhaus - suchte das Kollektiv der europäischen Büros nach einer Architektursprache, welche der ursprünglichen architektonischen Erscheinung des Areals gerecht wird. So entsteht eine spannende Komposition aus bestehenden Fassaden in Kombination mit Additionen. Jedes der Gebäude leitet seine Formensprache und seine äußere Erscheinung von dem bestehenden Komplex ab. Ebenso ist der charakteristische 45-Grad-Winkel in dem Quartier weiterhin klar erkennbar. Indem die einzelnen Gebäuden selbst, aber auch der Stadtteil als Ganzes gleichzeitig entwickelt wurden, konnte eine stimmige Komposition entstehen, die als Gebäudefamilie lesbar ist und in ihrer Vielfalt ein kohärentes Gesamtbild schafft.

Fritz 7-8
Nachhaltig Weiterbauen – Anbauen statt durchdringen
Um die Eingriffstiefe in die Bestandsbauten möglichst gering zu halten wird mit einem additiven Prinzip gearbeitet: Seitliche angehängte «Rucksäcke» ermöglichen doppelstöckige Räume und Erschliessungen und damit attraktive Wohnungen über mehrere Stockwerke hinweg. Dies erlaubt eine optimierte Duplexeinheiten mit eine Mittelkorridor bekannt durch Le Corbusiers Unité d’habitation. Auch im Bürotrakt können die Stockwerke intern miteinander verbunden werden um einzelne Büroflächen flexibel zuschaltbar zu halten, was interessant zur Vermietung grösserer Büroeinheiten ist.
An den Stirnseiten werden die Aufzugsanlagen und die vertikalen Haustechnikschächte über neue Wandscheiben angefügt, das bestehdene Treppenhaus wird so zusammen mit den Liften zu einem Sicherheitstreppenhaus über die gesamte Höhe umfunktioniert. Der Wolkenbügel lastet auf einem unabhängigen Tragwerkstisch, der seitlich an den Bestandsbauten in das Fundament geführt wird um eine Durchdringung der bestehenden Bausubstanz auch im Untergschoss zu vermeiden. Besondere Nutzungen wie einen Mehrzweckraum, Cluster-wohnungen und das Sportdach ergänzen das vielfältige Angebot an die Bewohnerschaft. Mit diesen Massnahmen kann nicht nur die Eingriffstiefe im Bestand minimiert werden sondern auch eine klare architektonische Lesbarkeit erreicht werden.

Auftraggeberin: Hines Immobilien GmbH,
München
Wettbewerbsbetreuung: Händel Junghans
Architekten GmbH
Modellfotografie: Frans Parthesius, Rotterdam

Kooperatives Verfahren mit:
Site Practice, Amsterdam und Mumbai
ZUS [Zones Urbaines Sensibles], Rotterdam
Mad arkitekter, Oslo
ROBERTNEUN™, Berlin

Fachplaner für alle Teams:
Bauingenieure:
Prof. Feix Ingenieure GmbH
Brandschutz: Ramboll Deutschland GmbH
Mobilität: URBAN STANDARDS GmbH
Stadtklima: Climateflux GmbH
Lärmschutz: Imakum GmbH
Zirkularität: Zirkular GmbH

Masterplan Masterplan
Konzeptschema Konzeptschema
Axo Axo
Konzeptschema Konzeptschema
Ansicht Ansicht
Schnitt Schnitt
Grundriss Erdgeschoss Grundriss Erdgeschoss
Grundriss Obergeschoss Grundriss Obergeschoss
Grundriss Obergeschoss Grundriss Obergeschoss
Grundriss Obergeschoss Grundriss Obergeschoss
Grundriss Obergeschoss Grundriss Obergeschoss
Grundriss Obergeschoss Grundriss Obergeschoss
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